Der Tragödie zweiter Teil faust In eurem Namen, Mütter, die ihr thront Im Grenzenlosen, ewig einsam wohnt, Und doch gesellig. Euer Haupt umschweben Des Lebens Bilder, regsam, ohne Leben. Was einmal war, in allem Glanz und Schein, Es regt sich dort; denn es will ewig sein. Und ihr verteilt es, allgewaltige Mächte, Zum Zelt des Tages, zum Gewölb der Nächte. Die einen faßt des Lebens holder Lauf, Die andern sucht der kühne Magier auf; In reicher Spende läßt er, voll Vertrauen, Was jeder wünscht, das Wunderwürdige schauen. astrolog Der glühnde Schlüssel rührt die Schale kaum, Ein dunstiger Nebel deckt sogleich den Raum; Er schleicht sich ein, er wogt nach Wolkenart, Gedehnt, geballt, verschränkt, geteilt, gepaart. Und nun erkennt ein Geister-Meisterstück! So wie sie wandeln, machen sie Musik. Aus luft'gen Tönen quillt ein Weißnichtwie, Indem sie ziehn, wird alles Melodie. Der Säulenschaft, auch die Triglyphe klingt, Ich glaube gar, der ganze Tempel singt. Das Dunstige senkt sich; aus dem leichten Flor Ein schöner Jüngling tritt im Takt hervor. Hier schweigt mein Amt, ich brauch' ihn nicht zu nennen, Wer sollte nicht den holden Paris kennen! dame O! welch ein Glanz aufblühender Jugendkraft! zweite Wie eine Pfirsche frisch und voller Saft! dritte Die fein gezognen, süß geschwollnen Lippen! vierte Du möchtest wohl an solchem Becher nippen? fünfte Er ist gar hübsch, wenn auch nicht eben fein. sechste Ein bißchen könnt' er doch gewandter sein. ritter Den Schäferknecht glaub' ich allhier zu spüren, Vom Prinzen nichts und nichts von Hofmanieren. andrer Eh nun! halb nackt ist wohl der Junge schön, Doch müßten wir ihn erst im Harnisch sehn! dame Er setzt sich nieder, weichlich, angenehm. ritter Auf seinem Schoße wär' Euch wohl bequem? andre Er lehnt den Arm so zierlich übers Haupt. kämmerer Die Flegelei! Das find' ich unerlaubt! dame Ihr Herren wißt an allem was zu mäkeln. derselbe In Kaisers Gegenwart sich hinzuräkeln! dame Er stellt's nur vor! Er glaubt sich ganz allein. derselbe Das Schauspiel selbst, hier sollt' es höflich sein. dame Sanft hat der Schlaf den Holden übernommen. derselbe Er schnarcht nun gleich; natürlich ist's, vollkommen! junge dame Zum Weihrauchsdampf was duftet so gemischt, Das mir das Herz zum innigsten erfrischt? ältere Fürwahr! Es dringt ein Hauch tief ins Gemüte, Er kommt von ihm! + älteste Es ist des Wachstums Blüte, Im Jüngling als Ambrosia bereitet Und atmosphärisch ringsumher verbreitet. mephistopheles Das wär' sie denn! Vor dieser hätt' ich Ruh'; Hübsch ist sie wohl, doch sagt sie mir nicht zu. astrolog Für mich ist diesmal weiter nichts zu tun, Als Ehrenmann gesteh', bekenn' ich's nun. Die Schöne kommt, und hätt' ich Feuerzungen! - Von Schönheit ward von jeher viel gesungen - Wem sie erscheint, wird aus sich selbst entrückt, Wem sie gehörte, ward zu hoch beglückt. faust Hab' ich noch Augen? Zeigt sich tief im Sinn Der Schönheit Quelle reichlichstens ergossen? Mein Schreckensgang bringt seligsten Gewinn. Wie war die Welt mir nichtig, unerschlossen! Was ist sie nun seit meiner Priesterschaft? Erst wünschenswert, gegründet, dauerhaft! Verschwinde mir des Lebens Atemkraft, Wenn ich mich je von dir zurückgewöhne! - Die Wohlgestalt, die mich voreinst entzückte, In Zauberspiegelung beglückte, War nur ein Schaumbild solcher Schöne! - Du bist's, der ich die Regung aller Kraft, Den Inbegriff der Leidenschaft, Dir Neigung, Lieb', Anbetung, Wahnsinn zolle. mephistopheles So faßt Euch doch und fallt nicht aus der Rolle! ältere dame Groß, wohlgestaltet, nur der Kopf zu klein. jüngere Seht nur den Fuß! Wie könnt' er plumper sein! diplomat Fürstinnen hab' ich dieser Art gesehn, Mich deucht, sie ist vom Kopf zum Fuße schön. hofmann Sie nähert sich dem Schläfer listig mild. dame Wie häßlich neben jugendreinem Bild! poet Von ihrer Schönheit ist er angestrahlt. dame Endymion und Luna! wie gemalt!