Der Tragödie zweiter Teil mephistopheles Die Stellung, seh' ich, gut ist sie genommen; Wir treten zu, dann ist der Sieg vollkommen. faust Was kann da zu erwarten sein? Trug! Zauberblendwerk! Hohler Schein. mephistopheles Kriegslist, um Schlachten zu gewinnen! Befestige dich bei großen Sinnen, Indem du deinen Zweck bedenkst. Erhalten wir dem Kaiser Thron und Lande, So kniest du nieder und empfängst Die Lehn von grenzenlosem Strande. faust Schon manches hast du durchgemacht, Nun, so gewinn auch eine Schlacht! mephistopheles Nein, du gewinnst sie! Diesesmal Bist du der Obergeneral. faust Das wäre mir die rechte Höhe, Da zu befehlen, wo ich nichts verstehe! mephistopheles Laß du den Generalstab sorgen, Und der Feldmarschall ist geborgen. Kriegsunrat hab' ich längst verspürt, Den Kriegsrat gleich voraus formiert Aus Urgebirgs Urmenschenkraft; Wohl dem, der sie zusammenrafft. faust Was seh' ich dort, was Waffen trägt? Hast du das Bergvolk aufgeregt? mephistopheles Nein! aber, gleich Herrn Peter Squenz, Vom ganzen Praß die Quintessenz. mephistopheles Da kommen meine Bursche ja! Du siehst, von sehr verschiednen Jahren, Verschiednem Kleid und Rüstung sind sie da; Du wirst nicht schlecht mit ihnen fahren. Es liebt sich jetzt ein jedes Kind Den Harnisch und den Ritterkragen; Und, allegorisch wie die Lumpe sind, Sie werden nur um desto mehr behagen. raufebold Wenn einer mir ins Auge sieht, Werd' ich ihm mit der Faust gleich in die Fresse fahren, Und eine Memme, wenn sie flieht, Fass' ich bei ihren letzten Haaren. habebald So leere Händel, das sind Possen, Damit verdirbt man seinen Tag; Im Nehmen sei nur unverdrossen, Nach allem andern frag' hernach. haltefest Damit ist auch nicht viel gewonnen! Bald ist ein großes Gut zerronnen, Es rauscht im Lebensstrom hinab. Zwar nehmen ist recht gut, doch besser ist's, behalten; Laß du den grauen Kerl nur walten, Und niemand nimmt dir etwas ab. Auf dem Vorgebirg obergeneral Noch immer scheint der Vorsatz wohlerwogen, Daß wir in dies gelegene Tal Das ganze Heer gedrängt zurückgezogen; Ich hoffe fest, uns glückt die Wahl. kaiser Wie es nun geht, es muß sich zeigen; Doch mich verdrießt die halbe Flucht, das Weichen. obergeneral Schau hier, mein Fürst, auf unsre rechte Flanke! Solch ein Terrain wünscht sich der Kriegsgedanke: Nicht steil die Hügel, doch nicht allzu gänglich, Den Unsern vorteilhaft, dem Feind verfänglich; Wir, halb versteckt, auf wellenförmigem Plan; Die Reiterei, sie wagt sich nicht heran. kaiser Mir bleibt nichts übrig, als zu loben; Hier kann sich Arm und Brust erproben. obergeneral Hier, auf der Mittelwiese flachen Räumlichkeiten, Siehst du den Phalanx, wohlgemut zu streiten. Die Piken blinken flimmernd in der Luft, Im Sonnenglanz, durch Morgennebelduft. Wie dunkel wogt das mächtige Quadrat! Zu Tausenden glüht's hier auf große Tat. Du kannst daran die Masse Kraft erkennen, Ich trau' ihr zu, der Feinde Kraft zu trennen. kaiser Den schönen Blick hab' ich zum erstenmal. Ein solches Heer gilt für die Doppelzahl. obergeneral Von unsrer Linken hab' ich nichts zu melden, Den starren Fels besetzen wackere Helden, Das Steingeklipp, das jetzt von Waffen blitzt, Den wichtigen Paß der engen Klause schützt. Ich ahne schon, hier scheitern Feindeskräfte Unvorgesehn im blutigen Geschäfte. kaiser Dort ziehn sie her, die falschen Anverwandten, Wie sie mich Oheim, Vetter, Bruder nannten, Sich immer mehr und wieder mehr erlaubten, Dem Zepter Kraft, dem Thron Verehrung raubten, Dann, unter sich entzweit, das Reich verheerten Und nun gesamt sich gegen mich empörten. Die Menge schwankt im ungewissen Geist, Dann strömt sie nach, wohin der Strom sie reißt. obergeneral Ein treuer Mann, auf Kundschaft ausgeschickt, Kommt eilig felsenab; sei's ihm geglückt! erster kundschafter Glücklich ist sie uns gelungen, Listig, mutig, unsre Kunst, Daß wir hin und her gedrungen; Doch wir bringen wenig Gunst. Viele schwören reine Huldigung Dir, wie manche treue Schar; Doch Untätigkeits-Entschuldigung: Innere Gärung, Volksgefahr. kaiser Sich selbst erhalten bleibt der Selbstsucht Lehre, Nicht Dankbarkeit und Neigung, Pflicht und Ehre. Bedenkt ihr nicht, wenn eure Rechnung voll, Daß Nachbars Hausbrand euch verzehren soll? obergeneral Der zweite kommt, nur langsam steigt er nieder, Dem müden Manne zittern alle Glieder.